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2005 Titel

9.8.05

Hibakusha

Erinnerung an die Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki

 Wollen Sie überleben? Wollen Sie, dass die Menschen die nächsten 1000 Jahre existieren? Oder  ist Ihnen egal, was die Zukunft bringt? Hiroshima ist die Chiffre, die nicht nur an die Leiden von unzähligen Opfern und imperialistischen Krieg erinnert, sondern auch an die Möglichkeit, die Spezies Mensch von diesem Globus zu liquidieren. Zum ersten Mal in der Geschichte hat die Menschheit die technische Möglichkeit sich selbst auszulöschen, ein Wissen, das nie mehr verloren gehen kann. So wie man nicht den Faschismus begreifen kann, ohne den Kapitalismus als eine seiner Ursachen zu erkennen, ebenso kann man nicht von den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki vernünftig reden, ohne den imperialistischen Krieg zu begreifen, der dieser Wirtschaftsweise immanent ist. Das Leiden und die ca. 500 000 Toten, die sofort oder an den Folgen starben, sind lange verdrängt worden. An sie zu erinnern ist historisch die Voraussetzung, die möglich gewordene Selbstvernichtung zu verhindern. 

Das Leid

 Es existieren Bilder von verbrannten Menschen. Sie haben Pech gehabt, dass sie nicht gleich verdampft sind in der 6000 Grad heißen Glut am Ground Sero der Abwurfstelle. „Tausende Menschen hatten niemanden, der ihnen zu Hilfe kam. Zu diesen gehörte Fräulein Sasaki. Verlassen und hilflos unter dem primitiven Schutzdach der Zinnfabrik, neben sich die Frau, die eine Brust verloren hatte, und den Mann, dessen verbranntes Gesicht kaum noch ein Gesicht war, litt sie in dieser Nacht furchtbare Schmerzen in ihrem gebrochenen Bein. Sie schlief überhaupt nicht, noch sprach sie mit ihren schlaflosen Gefährten.“ (S. 111)  Der amerikanische Journalist Hersey, der dies recherchierte, musste 1946 seine Berichte an der amerikanischen Zensur  vorbeischmuggeln, um sie veröffentlichen zu können.

  Hiroschima 

Die Absicht

Florian Coulmas schreibt über die Intentionen der Truman-Regierung: „Das menschliche Leid war beabsichtigt. Vorschläge, die Bombe auf rein militärische Anlagen oder unbewohntes Gebiet abzuwerfen, um ihre Wirkung zu demonstrieren, wurden verworfen.“ Medizinische Unterlagen, die auf Strahlenkrankheit hinwiesen, wurden nach dem Kriegsende beschlagnahmt, die japanische Verwaltung gezwungen, Hilfe vom Internationalen Roten Kreuz abzulehnen. Coulmas erklärt dies mit rassistischen Motiven: Harry Truman sprach es öffentlich aus, dass er „die Japs“ hasse. 

Das Märchen der Propaganda

 Das Märchen, das Truman nach dem Abwurf erfand und das noch heute das Geschichtsbewusstsein der US-Amerikaner beherrscht, lautet folgendermaßen: Wir sind in einem gerechten Krieg gegen Japan. Die Japaner haben sich zäh verteidigt, wenn wir das Land besetzen wollen, dann wird das bis zu 500 000 unserer Soldaten kosten. Durch den Abwurf der Atombomben haben wir den Krieg verkürzt. Vierzehn Tage nach den Bomben kapitulierte der Kriegsgegner Japan tatsächlich.

 Tatsächlich hatte die japanische Regierung bereits lange vorher Friedensfühler über das damals noch neutrale Moskau ausgestreckt, die aber von der US-Regierung ignoriert wurden. Sie hatten die Bombe mitten im Krieg mit einem ungeheuren Aufwand gebaut, nun sollte sie auch eingesetzt werden, um die amerikanische Überlegenheit zu demonstrieren. Zweck war vor allem die Sowjets als zukünftigen Gegner einzuschüchtern. Truman verlegte die Potsdamer Konferenz deshalb auf einen Zeitpunkt nach den Abwürfen. Er ließ Hunderttausende von unschuldigen Zivilisten ermorden, um einen Prestigegewinn gegenüber der stalinistischen Sowjetunion zu ergattern, der ihre Ansprüche in Europa einschränken sollte. 

Hiroschima 

Historische Hintergründe

 Selbstverständlich war Japan in diesem Krieg nicht nur Opfer. Nachdem das Land durch amerikanische Kanonenboote im 19. Jahrhundert gezwungen wurde, sich dem Welthandel zu öffnen, wurde das Land industrialisiert, Ansätze einer Demokratisierung wurden aber durch die autoritäre Militärlobby und den Tenno verhindert, so dass in den Dreißiger Jahren eine Militärregierung entstand. Es hatte durch seine aggressive Expansionspolitik in China die anderen Kolonialmächte dieser Region herausgefordert: die USA (Philippinen), England (Hongkong, Singapur), Holland (Indonesien) und Frankreich (Indochina). Der ungeheuren Grausamkeit der japanischen Chinainvasion einerseits steht andererseits die berechtigte Kritik am Rassismus der Kolonialmächte gegenüber. Die USA verhängten ein Embargo gegen das Land, so dass die dringend benötigten Rohstoffe wie Stahl und Kohle nicht mehr importiert werden konnten. Die Militärregierung hatte die Alternative, ihren Expansionskurs aufzugeben oder einen Krieg mit den USA zu riskieren. Die nationalistischen Militärs wählten mit Billigung des Kaisers den „Befreiungsschlag“: Sie griffen Pearl Habour an. Eine weitere Geschichtslegende entstand von den „unschuldigen USA“, die aus heiterem Himmel überfallen worden wären. Diese Legende der Roosevelt-Administration schweißte die Bevölkerung und die Regierung so zusammen, dass eine große Kriegsbefürwortung entstand, zumal der Krieg die Weltwirtschaftskrise endgültig beendete. Letztlich entschied das größere Industriepotenzial der USA den Krieg. Im August 1945 war der Krieg für Japan verloren, es war nur noch eine Frage des Modus, wie er beendet wird. Warum dann noch der Atombombenabwurf? 

Politische Ursachen und tiefere Gründe

 Coulmas schreibt über die Gründe für den Atombombenabwurf : „Nur der Versuch einer relativen Gewichtung der vielen verschiedenen Faktoren, die zusammenkamen, ist sinnvoll. Während militärische Gründe kaum ins Gewicht fielen, war das politische Motiv, gegenüber der sowjetischen Führung amerikanische Stärke zu zeigen, von großer Bedeutung. Hinzu kamen der Druck, die gewaltigen Kosten des Unternehmens zu rechtfertigen und die Bereitschaft zur Dehumanisierung der anderen Rasse. Japans Versäumnis, den auch ohne die Atombomben bereits verlorenen Krieg zu beenden, machte es möglich, dass die Katastrophe über Hiroshima und Nagasaki hereinbrach.“ (S.19)  Diese historische Darstellung bedarf aber selbst noch einer Erklärung, die auf die Mechanismen eingeht, die seit etwa 200 Jahren Kriege bestimmen. Oberster Zweck der kapitalistischen Produktion ist es, akkumulierbaren Mehrwert („Wachstum“) zu produzieren. Ohne solches Wachstum sind die einzelnen Unternehmen und der Staat, der ihr ideeller Vertreter ist, nicht konkurrenzfähig, weil nur die Investition in die neuesten Maschinen diese Konkurrenzfähigkeit erhalten.  Das verlangt neben der technologischen Entwicklung, ständig nach neuen Absatzmärkten, Rohstoffquellen und Anlagemöglichkeiten zu suchen. In diesem Zusammenhang wurde die Erde in Kolonialreiche und Einflusssphären unter die industriell entwickelten Staaten (Imperialismus) aufgeteilt. Auch wenn heute die Kolonien weit gehend beseitigt sind, haben sie ihre kapitalistische Aufgabe erfüllt, indem sie die Völker an den Weltmarkt gebunden haben. Dennoch bleiben die imperialistischen Zwecke auch weiterhin ein integrales Element dieser Ökonomie. „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“ – so Brecht. Denn der Krieg gehört zum normalen Mittel des imperialistischen Konkurrenzkampfes. Die Atombombe, einmal erfunden, war, ist und wird ein kriegerisches Mittel der Drohung und evtl. auch des Einsatzes bleiben, solange dieses imperialistische System besteht. Da die reale Möglichkeit ihres Einsatzes zur Wirklichkeit werden kann, wie Hiroshima zeigt, wird dies wieder passieren. 

Heutige Atombombenarsenale und Imperialismus

 Die Atommächte USA, Russland, England und Frankreich haben ein Atombombenarsenal, mit dem sie mehrmals die Erde in eine atomare Kloake verwandeln könnten, mittlere Mächte wollen es ihnen gleich tun, und inzwischen wird sogar mit Krieg gedroht, wenn eine Theokratie nach Atomwaffen strebt. Dass aus der realen Möglichkeit ein Atomkrieg wird, ist nicht sicher, aber sehr wahrscheinlich. Wenn nicht im gegenwärtigen Zeitalter, dann beim sicheren nächsten Konfliktzeitraum. Die neuen Rivalitäten zeichnen sich bereits ab: US-Amerika gegen die Europäische Gemeinschaft, beide zusammen gegen die unterentwickelten Länder. USA und Japan gegen China, relativ dazu kleinere Konflikte wie zwischen Indien und Pakistan könnten ein Auslöser für den Endsieg des Todes sein. Der Staatsterrorismus, der sich in der Anwendung der Massenvernichtungswaffe Atombombe ausgedrückt hat, ist jederzeit wieder möglich. 

Überleben

 Die Bedingung der Möglichkeit, den Mechanismus von kapitalistischer Herrschaft, imperialistischer Aktivitäten und ideologischer Verblendung zu durchbrechen, ist die Beseitigung der Ursachen dieses Mechanismus’, die Errichtung eines ewigen Friedens, der nur zwischen Ländern möglich ist, die den blinden Mechanismus der Vermehrung des Werts zerschlagen haben. Das Problem ist aber dadurch so kompliziert, dass die herrschende Klasse wahrscheinlich friedlich nicht abtreten wird. Doch um die Alternative, Auslöschung der Spezies Mensch oder Sozialismus, kommt niemand herum. Wie skrupellos und menschenverachtend die Vertreter der herrschenden Klasse sein können, hat die Truman-Administration gezeigt. Es gibt keinen Grund anzunehmen, die heutigen Politiker wären moralischer geworden, nur weil es bisher noch keine weiteren Atombombenabwürfe gegeben hat. Man hat es nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems nicht mehr nötig, die Konflikte mit dieser selbstzerstörerischen Keule im eigenen Interesse bereinigen zu wollen. Präzisionsgesteuerte Cruise Misseles und andere High-Tech-Überlegenheiten reichen noch aus – bis die anderen nachgezogen haben. 

Hibakusha

 Die Opfer der ersten Atombomben wurden erst spät anerkannt. Selbst in Japan galten sie als Aussätzige. Zuerst kam die Hitzestrahlung. Wer diese überlebte, weil er weiter als in einem Radius vom 1km vom Zentrum entfernt war, wurde von der Druckwelle fortgeblasen oder durch Trümmer erschlagen. Die Leute, die weiter als in einem Radius vom 5 km von Zentrum der Bombe entfernt waren, wurden durch den radiaktiven Fall-out verstrahlt, wenn sie nicht durch die Druckwelle oder die Hitze schwer verletzt wurden. In Hiroshima starben 140 000 sofort oder bis Dezember 1945. Durch die Spätfolgen dagegen starben in den kommenden Jahren (bis heute) 350 000 Menschen an Geschwüren, Strahlenkrankheiten, Leukämie usw. Die radioaktive Wolke bleibt nicht über der Stadt stehen, sondern geht je nach Wetterlage um den ganzen Globus. Bei einem weltweiten Atomkrieg mit den heute viel größeren Atomwaffen würde diese Strahlung auch die Gebiete verseuchen, die nicht direkt von der Wirkung der Bomben betroffen wären.

 Menschen, die über ihr Schicksal berichteten, wurden als Exhibitionisten beschimpft. Der Name der Opfer ist „Hibakusha“, Hi heißt Leiden, baku meint die Bombe und sha bedeutet Mensch. Nach einer Selbstauslöschung der Spezies Mensch wird es selbst Hibakushas nicht mehr geben. Das Bewusstsein, das dieser Text ausdrückt, wäre dann auch verschwunden, Erinnerung unmöglich. Die Zeit danach existierte nicht, selbst die Fantasie, sich solch ein Szenario vorzustellen, wäre verschwunden. Die Erde würde weiter durch das Weltall trudeln – und niemand wüsste davon, dass es uns je gegeben hat.  

Literatur

Anders, Günther: Die atomare Drohung, München 1981.
Coulmas, Florian: Hiroshima. Geschichte und Nachgeschichte, München 2005.
Hersey, Hiroshima. 6. August 1945 – 8 Uhr 15 Hamburg 2005.

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Jahresbericht von Amnesty International

Der neueste Bericht von amnesty international  (ai) ist erschienen. Es zeigt wie immer, was im letzten Jahr in der kapitalistisch bestimmten Welt für Schweinereien angerichtet wurden. Irene Khan schreibt im Vorwort: „Kennzeichnend für die derzeitige Menschenrechtslandschaft ist die tödliche Kombination aus Gleichgültigkeit, Straflosigkeit und Aushöhlung von Menschenrechtsnormen. Die Menschenrechte sind nicht nur ein unerfülltes Versprechen geblieben, an ihnen ist Verrat begangen worden.

  Jedes Jahr gibt „amnesty international“ einen Report über die Lage der Menschenrechte in der Welt heraus: amnesty international: Jahresbericht 2005, Ffm. 2005 (Fischer Taschenbuch Verlag). Der Bericht ist aufgeteilt nach Kontinenten und in diesen wieder nach Ländern, so dass jeder die Verstöße gegen die Menschenrechte in seiner ihn interessierenden Weltgegend schnell finden kann. Irene Khan, die internationale Generalsekretärin von amnesty international schriebt weiter über die Situation der Opfer staatlicher Gewalt, denn über diese wird hauptsächlich berichtet:

 Ein Beispiel für den Verrat an den Menschenrechten sind „die wirtschaftlichen und sozialen Rechte, deren Gewährleistung über reine Rhetorik nicht hinauskommt. Obwohl die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und internationale Menschenrechtsabkommen allen Menschen das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard und auf Zugang zu Nahrung, Wasser, Bildung, Erwerbsarbeit und Gesundheitsfürsorge garantieren, sieht die Realität auf unserem Planeten völlig  anders aus. Mehr als eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, 121 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule, die meisten der 25 Millionen mit HIV indizierten oder an Aids erkrankten Menschen in Afrika bleiben ohne medizinische Versorgung. Und alljährlich sterben rund eine halbe Millionen Frauen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt. Angehörige mittelloser Bevölkerungsgruppen sind zudem in besonderem Maße von Polizeibrutalität gefährdet.“ (S. 9)

 Über den Weltgendarmen und „Beschützer der Menschenrechte“ USA steht im Vorwort: „Schwere Rückschläge drohten den Menschenrechten auch von anderer Seite. Vor allem Bemühungen der US-Administration, das weltweit geltende und absolute Folterverbot aufzuweichen, könnten den Menschenrechten unermesslichen Schaden zufügen. Im Jahre 1973 hat amnesty international als damals  noch relativ junge Organisation ihren ersten Bericht über Folter veröffentlicht. Darin hieß es: ‚Geheimhaltung und Straflosigkeit bilden den Nährboden für die Folter. Wenn die offizielle Verurteilung von Folterhandlungen nicht absolut und für jede Situation erfolgt, wird sich die Folter weiterhin ausbreiten.’ Die Photos gepeinigter Insassen des Abu-Grhaib-Gefängnisses belegen, dass diese Aussage auch 30 Jahre später nichts von ihrer Gültigkeit eingebüßt hat.“ (S. 10) Vor allem die eigene Definition der Folter durch die US-Administration, die nicht mit dem internationalen Recht vereinbar ist, zerstört das Folterverbot in der Welt. „Die USA als unangefochtene politische, militärische und wirtschaftliche Supermacht setzen mit ihrem Handeln Orientierungsmarken für die Regierungen der übrigen Welt. Wenn sich der mächtigste Staat unseres Erdballs über  Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte derart unverhohlen hinwegsetzt, wie es die USA momentan tun, geht davon die verheerende Botschaft an die Machthaber anderer Länder aus, ebenfalls in aller Dreistigkeit straffrei agieren zu können. Von Israel bis Usbekistan und von Ägypten bis Nepal haben Regierungen deutlich gemacht, dass sie im Namen der nationalen Sicherheit und im Kampf gegen den „Terrorismus“ die Menschenrechte und die Grundsätze des humanitären Völkerrechts nicht mehr als schützenswertes Gut respektieren.“ (S. 11)  Auch die Folterdebatte in der Bundesrepublik Deutschland wird in diesem Zusammenhang erwähnt (vgl. S. 397 f.). Die „Erinnyen“ haben sich in diese Diskussion eingemischt und die Tendenzen zur Relativierung der Folter kritisiert (mehr zur hiesigen Folterdebatte...).

 Wenn die Regierungen unter dem Alibi gegen den Terrorismus zu kämpfen selbst zu Terroristen werden, dann ist es nicht verwunderlich, dass auch die UNO, in der ihre Vertreter sitzen, keinen effektiven Menschenrechtsschutz gewährleisten. Im Vorwort steht dazu: „Die UN-Menschenrechtskommission präsentierte sich im Berichtszeitraum als ein Forum, auf dem um die Menschenrechte wie auf einer Viehauktion gehandelt wurde. Die Kommission stellte ihre Überwachung der Menschenrechtssituation im Irak ein und konnte sich nicht auf Resolutionen einigen, um die Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien, Nepal und Simbabwe zu verurteilen. Schon gar nicht war von ihr Kritik an dem Umgang der USA mit den Guantanamo-Gefangenen zu vernehmen.“ (S. 11)

 Der Jahresbericht lässt keinen Zweifel daran, wer neben den Regierungen die treibende Kraft hinter den Menschenrechtsverletzungen ist. Leider übernimmt er das von Attac verbreitete faschistische Klischee vom raffenden Kapital, dem das bessere schaffende Kapital gegenüber stünde. Obendrein sollen gerade diese Institutionen Abhilfe schaffen. „Im Zeitalter der wirtschaftlichen Globalisierung bestimmen internationale Finanzinstitutionen und multinationale Unternehmen zunehmend das Weltgeschehen. Sie müssen deutlich mehr als bislang in die Verantwortung genommen werden, Menschenrechtsgrundsätze zu respektieren und in ihrer Unternehmenspolitik konsequent zum Tragen zu bringen.“ (S. 11 f. Hervorhebung von Erinnyen)  Vor allem muss in diesem Zusammenhang auf die jahrelange Wirkung der Ölkonzerne im Nigerdelta erwähnt werden. Damit sie ihr Öl fördern können, müssen sie gegen die Einwohner, die sich gegen die Zerstörung ihrer Umwelt wehren, exzessiv Gewalt einsetzen lassen. Dieses Geschäft wird von der dortigen Zentralregierung besorgt: „Die Gewalt im Nigerdelta ebbte 2004 nicht ab. Aus der Region trafen erneut Meldungen über exzessiven Einsatz von Gewalt durch die Sicherheitskräfte und Beamte mit Polizeibefugnissen ein. Im Berichtszeitraum wurden in den Bundesstaaten  Delta, Bayelsa und Rivers viele hundert Menschen getötet.“ (S. 110)

 Wer nun denkt, Deutschland sei dagegen ein Hort der Menschenrechte, muss sich durch den Bericht von ai eines Besseren belehren lassen. Unter der Überschrift: „Misshandlungen und übermäßige Gewaltausübung durch die Polizei“ sagt der Bericht folgendes: In einem im Januar veröffentlichten Bericht von amnesty international werden über 20 Fälle  dokumentiert: „In vielen der von amnesty international untersuchten Fälle wurden Strafverfahren gegen Polizeibeamte entweder eingestellt oder endeten mit Freisprüchen. Nur in einem Fall, dem von Aamnir Ageeb, wurden Polizeibeamte verurteilt.“ (S. 396)

   „Im Juli 2002 war der 30 Jahre alte René Bastubbe im thüringischen Nordhausen von einem Polizeibeamten erschossen worden, als er sich seiner Festnahme widersetzte und einen oder mehrere Pflastersteine auf den Polizisten warf. Als sich René Bastubbe bückte, um einen weiteren Stein aufzunehmen, schoss ihm der Polizeibeamte aus eine Entfernung von mehreren Metern in den Rücken. Der junge Mann starb an den Folgen erheblichen Blutverlustes. Im Oktober 2003 sprach das Landgericht Mühlhausen den Polizeibeamten mit der Begründung fei, dieser habe in Notwehr gehandelt. Die hiergegen von der Staatsanwaltschaft eingelegte Revision wurde im Juni vom Bundesgerichtshof in Karlsruhe abgewiesen.“  (S.396)  Jeder, der sich mit dem Recht der Notwehr auskennt, weiß, dass ein Schuss in den Rücken kein Notwehrfall ist.

 Fazit: Menschenrechtsverletzungen in der Welt haben zugenommen.

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Datum der letzten Korrektur: 25.09.2008